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Waltersdorf (March) - Zleb

Waltersdorf war eine deutsche Dorfgemeinde mit 621 ha Fläche.

Die Ortschaft Waltersdorf lag, südlich von Mähr.-Altstadt in einem engen Tal entlang eines Wildbaches, der von den Bergen zur March floß. Nordöstlich davon erhob sich der Kreuzberg (691 m), südöstlich der Vogelstein (647 m).

Hier sehen wir eine Luftaufnahme aus dem Jahre 1953, von Waltersdorf und dem Birkendörfl.

Luftaufnahmen aus dieser Zeit haben natürlich nicht die Qualität der heutigen, mit Digitalkameras angefertigten Fotos. Aber sie haben einen unschätzbaren Vorteil: sie wurden vor über 60 Jahren hergestellt, und entsprechen damit annähernd dem Bild, das unsere Eltern und Großeltern vor Augen hatten.

Bildmaterial von : http://kontaminace.cenia.cz

Durch den gleichen Schenkungsakt, wie er bei den umliegenden Gemeinden stattfand, wurde der Ort 1325 durch Johann von Wustehube, (auch Westerhube genannt) an das Kloster Kamenz geschenkt. Schon bald darauf kaufte der Landesherr das Gebiet zurück, und gliederte es der Herrschaft Goldenstein an.

Das genaue Gründungsjahr des Ortes kann man nur schätzen, es dürfte wohl auch ungefähr das Jahr 1280 gewesen sein.

Die älteste aller bekannten obrigkeitlichen Schenkungen an ein Erbgericht im Kreis Mähr.-Schönberg ist die in Waltersdorf : 1422 verlieh Ignaz von Waldstein, damals Herr auf Goldenstein

„ dem Waltersdorfer Richter Nikolaus Stöhr zum Erbgericht 2 1/2 Huf Land auf ewige Zeit"

und stattete ihn mit Vorrechten aus.

Wie bei den meisten anderen Gemeinden im oberen Marchtal, wurde auch Waltersdorf vermutlich im Jahre 1432 durch die Husitten zerstört und entvölkert.

Eine Besonderheit ist dabei zu bemerken: Waltersdorf ist einer der wenigen Orte, der wohl durchgängig von der Gründung bis zur Vertreibung den gleichen Namen hatte. Das könnte bedeuten, das die Bevölkerung sich zu einem nicht unwesentlichen Teil retten konnte, und nach der Husittenzeit sich wieder dort ansiedelte. Bei den umliegenden Orten änderte sich meist der Ortsname durch die Neubesiedlung nach 1500.

Nach der Vernichtung begann eine schwierige Zeit, die Umgebung von Goldek (Altstadt) und Goldenstein wurde von rivalisierenden adeligen Räuberbanden terrorisiert. Deshalb wurde Waltersdorf, wie auch die westlich davon liegenden Gemeinden von Eisenberg regiert. Die Eisenberger hatten sich wohl nach Böhmen orientiert, und sich mit den Husitten geeinigt, vermutlich waren sie deshalb noch ein vermögendes Herrscherhaus. Von den Eisenbergern wurde schon ein Jahr nach Beendigung der Husittengreuel die Glashütte im Glasdörfl gegründet, und der Ort Klein-Mohrau zwischen 1436 und 1460 wiederaufgebaut. Während Goldek im Jahre 1460 ein zweites Mal zerstört wurde, hatte sich die Herrschaft der Eisenberger wohl so gefestigt, das sie den Räuberbanden standhalten konnten.

Die Eisenberger Herrschaft hatte sich nach den Husittengreueln auf das nördliche Marchufer ausgedehnt. Nach 1500 hatte sich die Goldensteiner Herrschaft wohl wieder soweit gefestigt, daß von deren Seite wieder verwaiste Orte wie z.B. Woitzdorf neu besiedelt wurden. Die Siedler kamen wieder aus Schlesien, und so war bis zur Vertreibung die Mundart von Klein Mohrau und Woitzdorf auf engstem Raum unterschiedlich. Im Zuge der Erstarkung der Goldensteiner wichen die Eisenberger wohl wieder auf das südliche Marchufer zurück. Das von den Eisenbergern als Stadt geplante Grumberg entwickelte sich im Laufe der Zeit wieder zurück zum Dorf.

Bilder: Haus Mähr. Schönberg
1654 hatte der Ort wieder 17 Gebäude mit 96 Bewohnern,

1939 72 Häuser mit 390 Einwohnern,

davon 364 Deutsche und 6 Menschen anderer Nationalität

In Waltersdorf gab es eine 1-klassige deutsche Volksschule, eine 1803 errichtete Kapelle zur Heimsuchung Mariens und eine Mühle.

1982 gab es nur noch 14 Häuser mit 57 Einwohnern.

Bild: Haus Mähr.Schönberg - Kapelle und Volksschule
Eingepfarrt war das Dorf in Hohenseibersdorf .

Zur Gemeinde Waltersdorf gehörten die beiden Kolonien Birkendörfel (Christenfeld) und Rehfeld. Beide Kolonien befanden sich westlich von Waltersdorf.

Auf der Karte von 1900 ist das Birkendörfel (1) nicht namentlich gekennzeichnet. Wahrscheinlich war man sich nicht ganz sicher wegen dem Namen. Ältere Karten zeigen dort den Namen "Christenfeld".

Warum der Name Christenfeld verschwunden ist, konnte ich leider bis heute nicht erfahren. Eine diesbezügliche Anfrage beim Ortsbetreuer brachte keine Klarheit. Trotzdem werde ich weiter versuchen, mehr über diese eigenartige Namenswandlung, die möglicherweise nicht amtlich ist, herauszufinden.

In den Jahren von 1900 bis 1940 sind dort wohl weitere Häuser gebaut worden, denn eine gezeichnete Skizze zeigt dort mehr Häuser mit den entsprechenden Hausnummern.

Ein Bild vom Birkendörfel aus dem Bestand des Hauses Mähr.Schönberg.

Rechts im Hintergrund Schubert-Neudorf, rechts der kleine Schneeberg und links der Sauberg. Im Vordergrund Teile des "Birkendörfel".
Das Rehfeld (2) war ein wenig unter dem Birkendörfel angesiedelt und bestand aus der Hirschenmühle am Grenzbach zwischen den Gemarkungen Woitzdorf und Waltersdorf und zwei weiteren Häusern.

Beide Kolonien sind mit der Vertreibung verwaist und heute nur noch mit Schwierigkeiten lokalisierbar.

In Waltersdorf gab es 20 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, und 22 Nebenerwerbsbetriebe. An Handwerkern gab es einen Hufschmied und Wagner, und einen Tischler.
Bild: Haus Mähr.Schönberg
Rechts die im Volksmund "Ölvater" genannte Statue, gestiftet von einem Vorfahren des Komponisten Schubert. Errichtet wurde das Denkmal auf Waltersdorfer Grund. Der Ort im Bildhintergrund ist Schubert-Neudorf, der Berg links der Sauberg mit 1074 m, rechts der um 12 m höhere kleine Schneeberg. Die Lage des Denkmals sehen Sie am besten bei Neudorf.
Die folgende Aufnahme zeigt Waltersdorf im Jahre 2006. In dem Waldgebiet links lagen die beiden Kolonien Christenfeld (Birkendörfel) und Rehfeld.
© 2010 by Heinrich Winter